Spielmobil - ein Projekt der DRK Kita Herford

„Hurra – Hurra, das Spielmobil ist da!“, rufen die Kinder der Villa Sonnenschein. Schon seit längerer Zeit gibt es eine Kooperation zwischen dem Spielmobil Fidibus und unserer Kita. Einmal wöchentlich kommt das Spielmobil an einem Nachmittag in die Kindertageseinrichtung und organisiert gemeinsam mit der Kita einen bunten Spielnachmittag im Stadtteil, der für alle Kinder in der Nachbarschaft zugänglich ist. Durch viele besondere Spielattraktionen bereichert das Spielmobil mit pfiffigen Spielideen und ausgesuchtem Material das pädagogische Angebot der Kindertageseinrichtung. Heute hat es eine Bewegungsbaustelle mitgebracht.

Die vom Spielmobil organisierte Bewegungsbaustelle wird an dem Spielmobilnachmittag erstmalig vorgestellt und dann als alltagsbegleitendes Projekt für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen ausgeliehen. Hierbei erhält das Fachpersonal der Kindertagesstätte eine Einweisung zum Umgang und Einsatz der Bewegungsbaustelle. Ziel des Projektes ist die Förderung von Motorik, Körper- und Selbstbewusstsein, Sicherheit und Sozialkompetenz bei den teilnehmenden Kindern. Während des Einsatzes der Bewegungsbaustelle können die Kinder das vielseitige Baumaterial ausgiebig in ihren Räumlichkeiten erproben und erspielen.

Idee und Konzept der Bewegungsbaustelle

Lernen, Begreifen und Erkennen sind in der kindlichen Entwicklung immer mit Bewegungshandeln verbunden. Kinder bewegen sich gern, haben Lust am Bauen, Spielen und Konstruieren und lernen bei diesen Gelegenheiten. Kinder lernen beim Tun und Ausprobieren. Doch in der heutigen Zeit fehlen unseren Kindern die Gelegenheiten für großräumige Bewegungen und eigenaktives Spielen. Auf vielen eingerichteten Spielflächen, den Spielplätzen, ist das Bewegen oftmals nur noch an festen, vorgefertigten Gerätearrangements wie z.B. Rutschen, Schaukeln, Klettergerüsten oder Wippen möglich. Lebensnahe Spielräume oder Aktionsflächen für Kinder sind kaum noch im Wohnumfeld von Kindern vorhanden bzw. müssen erst von Kindern wieder zurück „erobert“ werden. Natürliches Spielen auf Brachflächen oder im Wald gibt es heute nur noch selten. So haben Kinder heute in der Regel wenig Gelegenheit sich natürlichen, herausfordernden Bewegungssituationen stellen zu können, die Gelegenheit geben eigens konstruierte Bewegungsbauten auszuprobieren, zu verändern oder fantasiereiche Spiel- oder Alltagsmaterialien miteinander zu kombinieren.

Spielen, Denken, Handeln

Die Bewegungsbaustelle bietet Kindern die Möglichkeit, mit leichten und definierten Elementen, bestehend aus Holzkisten, Leitern, Brettern, Balken, Kanthölzern, Klötzen, Rollen, Röhren oder Reifen selbständig zu experimentieren und eigens neue Bewegungssituationen und -anlässe zu schaffen. Die Elemente sind so gewählt, dass vielfältige Variationen des Aufbaus und damit des Spiels möglich sind. Sie können durch Kinder so kombiniert werden, dass Bewegungsräume entstehen, in denen statt vorgegebener Fertigkeiten elementare Bewegungsfertigkeiten, wie z.B. Balancieren, Klettern, Springen, Wippen, Schaukeln, Schwingen, Drehen oder Rollen selbstorganisiert erprobt und gefördert werden. In Abgrenzung zu der Bewegungslandschaft, in der die bereits aufgebauten Bewegungssituationen durch die Kinder genutzt werden, liegt die pädagogische Bedeutsamkeit der Bewegungsbaustelle darin, Kindern die Chance zu geben, selbsttätig ihre Bewegungsumwelt mitzugestalten. Sie sollen durch die Bewegungsbaustelle angeregt werden, gemeinsam sich forschend, spielend und bauend mit den (Spiel-)Materialien und den daraus sich ergebenden Bewegungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen und so eine neue Bewegungslandschaft aktiv nach ihren Vorstellungen gestalten. Kinder erfahren so mehr über ihren eigenen Körper, befriedigen ihr Neugierverhalten, ihre kindlichen Spiel- und Handlungsbedürfnisse und fördern zudem ihre motorische, soziale und kognitive Entwicklung. Im Kindergarten begleitet und unterstützt diesen Prozess eine pädagogische Fachkraft.

Als innovatives, pädagogisches Spielgerät ist die Bewegungbaustelle geeignet für Mädchen und Jungen im Alter von ca. 3 bis 12 Jahren und kann im Kindergarten, in der Schule, aber auch in außerschulischer Kinder- und Jugendarbeit, gleichermaßen eingesetzt werden. Im schulischen Bereich können die Materialien auch durch die in der Turnhalle befindlichen Geräte wie Kästen, Barren, Ringe oder Schwebebalken ergänzt oder ersetzt werden.

Aufbau auch in kleinen Räumen

Für den Aufbau der Bewegungsbaustelle als Angebot in der Kindertagesstätte ist eine abgegrenzte Spielfläche von Vorteil. Die Kindertagesstätte Villa Sonnenschein nutzt hierzu den Turnraum. Den Kindern ist der Turnraum als Raum für Bewegungserfahrung vertraut und zugänglich. Der Raum erleichtert den Kindern und Erzieherinnen die Zuordnung der an dem Angebot teilnehmenden Kinder und ermöglicht ein Spielen mit einer konstanten Gruppe ohne den Einfluss von außen. Da die Elemente der Bewegungsbaustelle durch Hinzufügen oder Weglassen von Elementen flexibel der Raumgröße angepasst werden können, ist jederzeit Spielspaß sowie das selbständige Bauen, Konstruieren und Experimentieren auch in kleinen Räumlichkeiten oder auf Fluren innerhalb der Kindertagesstätte gewährleistet.

Als freies Angebot im Rahmen der Stadtteilarbeit mit dem Spielmobil nutzen wir als offenes Spielangebot die Freiflächen rund um die Kindertagesstätte zur Gestaltung der Bewegungsbaustelle. Im Unterschied zu dem Projektangebot mit fest teilnehmenden Kinder, bei dem die Kinder gezielt pädagogisch begleitet und angeleitet werden, spielen bei dem offenen Angebot unterschiedliche Kinder im unterschiedlichen Alter zweckfrei zusammen. Hier ist ein Kommen und Gehen jederzeit für die Kinder möglich.

Umsetzung

Zwölf zukünftige Schulkinder hüpfen durch den Bewegungsraum der Kita Villa Sonnenschein. Sie setzen sich im Halbkreis auf den Boden und warten, bis eine der zwei Erzieherinnen das Startzeichen gibt. Dann laufen alle in die eine Ecke des Raums. Dort befindet sich heute die vom Spielmobil ausgeliehene Bewegungsbaustelle auf einem Rollwagen. Die Kindertagesstätte hat die Elemente der Bewegungsbaustelle noch durch zusätzliche Wackelbretter, eine Hühnerleiter und zwei Hocker ergänzt. Die Kinder können heute bestimmen, was sie damit anstellen. Jedes Kind macht in seinem ganz eigenen Tempo mit. Sie laden die Elemente vom Rollwagen ab und fangen gleich an zu bauen. Es entsteht eine Bewegungslandschaft mit viel Freiraum zum Ausprobieren, Verändern, Klettern, Rutschen und Balancieren. Die Erzieherinnen geben keine Anweisungen und lassen der Kreativität der Kinder freien Raum. Kein Kind wird gedrängt mitzumachen und so hat jedes Kind die Möglichkeit, ganz so, wie es sich traut, an der Bewegungsbaustelle teilzuhaben. Immer neue Ideen bereichern die Baustelle. Kästen und Bretter werden getauscht, Holzklötze ergänzt und neue Spielszenen durch die Kinder entwickelt und umgesetzt.

Die verschiedenen Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten eröffnen den Kindern die Möglichkeit zum eigenen Entdecken, Ausprobieren, Kooperieren und bieten Raum für eigene Ideen. Die Ausstattung entfaltet die Fantasiepotenziale und fördert die Eigentätigkeiten. Die Struktur und das Gewicht einzelner Bretter und Kisten setzt kooperatives Bauen und sich Verständigen voraus. Die so entstehenden Bauvorhaben können oft nicht alleine umgesetzt werden, sodass die Kinder um Unterstützung bitten oder sich gegenseitig helfen lassen müssen.

Materialien, die keine von vornherein festgelegte Bedeutung haben und sich vielfältig verwenden lassen, haben beim Spielen für Kinder den größten Aufforderungscharakter. So wird schnell aus einem Brett eine Brücke, aus einem Kasten ein Turm, und ein Rundholz lässt sich wunderbar zum Bau einer Wippe nutzen. Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Material erfahren die Kinder gleichzeitig etwas über die Materialeigenschaften, das Gewicht, die Widerstandsfähigkeit, Belastbarkeit und die Handhabbarkeit. Welches Material eignet sich besonders gut zum Bauen, Klettern, Balancieren oder Konstruieren? Welche Konstruktion kippt schnell um, was geht leicht von der Hand, wo brauche ich Unterstützung? Die Erfahrungen im Aufbau führen zu einer wachsenden Handlungskompetenz im Spiel und schaffen Bewegungssicherheit auch in für Kinder neuen und herausfordernden Situationen.

Dies ist jedoch nur möglich, wenn sie ohne die Unterstützung der begleitenden Erzieherinnen eigenaktiv handeln können. Von den zuständigen Erzieherinnen verlangt dies, nicht vorschnell in den Spielprozess der Kinder einzugreifen. Diese schauen einfach nur zu, bereit einzugreifen, wenn ein Kind sich oder andere direkt gefährdet. Die Kindergruppe sollte nicht zu groß sein. Je nach Alter und Unterstützungsbedarf hat sich eine Gruppengröße von 8 – 12 Kindern in der Kindertagesstätte bewährt.

Die Bewegungsbaustelle kann jederzeit um weitere Materialien ergänzt werden. Dies sollte nach den Ideen und Wünschen der Kinder und Erzieherinnen geschehen. Wichtig ist hierbei, dass die Materialien so gewählt werden, dass sie den Kindern unzählige Variationen des eigenständigen Auf- und Umbaus ermöglichen.

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